Der Feldbrandmeiler

Uralte Handwerkstechnik zur Herstellung gebrannter Steine

Der Feldbrandmeiler in der Schirmscheune am Quellengrundteich wurde mit Hilfe der Europäischen Gemeinschaft, eingebettet im Agri-Cultura-Programm, aufgebaut und abgebrannt am 28./29. September 1999. Im Rahmen einer Vielzahl von Projekten sollen dem Besucher auf einem kulturhistorischen Pfad beiderseits der deutsch-niederländischen Grenze regionale Besonderheiten nähergebracht werden.
Ziegel gehören in fast allen Kulturen der Welt neben Waffen und Werkzeugen zu den ältesten Artefakten. Das Substantiv „Ziegel“ ist dem lateinischen „tegula“ entlehnt. Der Begriff „Backstein“ charakterisiert eine besondere Herstellungsweise.
Bis zur industriellen Revolution war die Herstellung von Ziegeln Handarbeit. Unter Anleitung eines erfahrenen Ziegelmeisters, der meist im Wandergewerbe von Feldbrand zu Feldbrand zog, erstellten zahlreiche Arbeiter und Hilfskräfte die benötigten Steine.
Feldbrandöfen hinterlassen im Gelände kaum Spuren, aber durch die Flurnamenforschung ist deren Existenz belegt. Zahlreiche Flurnamen wie „Steenebahn“, „Tegelkamp“ usw. geben entsprechende Hinweise. Im Münsterland ist die Verwendung von Ziegelsteinen seit dem 13. Jahrhundert belegt. Im ländlichen Hausbau fand der Backstein bis ins 17. Jahrhundert noch wenig Verwendung. Erst im Laufe des 18. Jahrhunderts wurden allmählich Ziegel an Stelle von Lehmflechtwerk zur Ausmauerung der Gefache und Tonziegel an Stelle von Stroh zur Dachdeckung benutzt. Der eigentliche Herstellungsprozess gliedert sich nach der Lehmgewinnung, -aufbereitung und dem Handstrich (Formgebung) beim Brand in vier Phasen:
1. Die Schmauchphase
2. Die Aufheizphase
3. Das Garbrennen
4. Die Abkühlphase
Zum Brennen dient ein möglichst windgeschützter Ort, dessen Untergrund in der Größe des Meilers mit einer kapillarbrechenden Schicht gegen aufsteigende Feuchtigkeit und nach innen gehendem Gefälle versehen ist. Der Bau eines Meilers ist ein komplizierter Vorgang, der viel Geschick erfordert. Lufttrockene Steine, die Grünlinge, werden nach einem bestimmten System so aufgesetzt, dass sie in den untersten fünf Schichten den sogenannten Herd bilden. Durch die Anlage von Feueröffnungen (Schürgassen), die schon beim Aufbau mit Brennmaterial (Holz und Kohle) beschickt werden, ist ein steuerbarer Brennbetrieb möglich. Nach einer genau vorgeschriebenen Aufsetzordnung, die gewährleistet, dass die Verbrennungsgase die Grünlinge frei umstreichen können, wird nun der Meiler Schicht für Schicht unter Einbau eines Rauchabzuges angelegt.
Nun kann mit dem Betrieb des Meilers begonnen werden. Dazu werden die vier Schürgassen zunächst entzündet und in der Schmauchphase die Restfeuchtigkeit der Grünlinge ausgetrieben. Dieser Teil des Brennprozesses ist am relativ hohen Wasserdampfanteil der Rauchgase erkennbar. Nach Austrieb der Restfeuchte beginnt man nun in der Aufheizphase durch Steigerung der Brennstoffzufuhr die Temperatur im Meiler um zirka 100 Kelvin pro Stunde zu erhöhen, bis die Garbrenntemperatur von 900 bis 1000 Grad Celsius erreicht ist. Während der Garbrandphase wird diese Temperatur gehalten. Damit ist der Brennvorgang beendet.
Die Abkühlphase schließt sich nahtlos an und nach ein bis eineinhalb Tagen kann der Ofen abgetragen werden.
Die in einem Meiler gebrannten Ziegel werden in vier Güteklassen unterteilt:
1. Schmelz
Ziegel die in direktem Kontakt zu Feuer oder Glut gestanden haben und daher zu stark gebrannt wurden. Infolgedessen ist deren Oberfläche bereits gesintert. Sie backen im Ofen zu Ziegelklumpen zusammen. Aufgrund ihrer Härte, Wasserundurchlässigkeit und Säurebeständigkeit finden diese Ziegel Verwendung als Bodenbelag in Stallgebäuden und im Wasserbau.
2. Rote (Klinker)
Die beste Qualität weisen diejenigen Ziegel auf, die in der Mitte des Meilers gelegen haben und bei 950 bis 1000 Grad Celsius gebrannt worden sind. Die Ziegel sind hochbelastbar und werden für tragende Bauteile verwendet. Aufgrund ihrer Wetterbeständigkeit sind sie für Außenmauerwerk geeignet.
3. Bleiche
Ziegel, die nur halbgar gebrannt sind, werden Bleiche genannt. Sie sind von minderer Qualität und werden für Innenmauerwerk verwendet.
4. Schäle
Ziegel aus den Ofenwandungen werden Schäle genannt. Sie haben kaum Temperatur erhalten und zählen zum Ausschuss.
Der Abbrand dieses historischen Meilers ist ein reiner Schaubrand und dient als solcher nur der museumspädagogischen Information. Bei einer relativ geringen Ausbeute an hochwertiger Qualität werden heute aus wirtschaftlichen Gründen industriell gefertigte Ziegel vorgezogen.

Der Feldbrandmeiler ist in der Schirmscheune am Quellengrundteich ausgestellt.
Ein Teil der selbst gebrannten Ziegel ist im Toilettenanbau des Heimathauses verarbeitet worden.

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